Allgäuer macht Schweizern schnelle Bretter
Stefan Keller aus Fischen arbeitet die zweite Saison als Techniker im Nachbarland
Am Tag zuvor haben die Techniker in Lenzerheide zusammengepackt und sich aufgemacht nach Oberstdorf zu den nächsten zwei Etappen der Tour de Ski. Die Silvesterparty ist für sie wie in den Jahren zuvor ausgefallen. „Um halb zwölf war ich im Bett“, verrät Stefan Keller. Im Wachstruck der Schweizer hat sich der Fischinger bereits wieder eingerichtet, um die Ski für seine Athleten zu präparieren. Die Tour-de-Ski-Etappen in Oberstdorf sind für den 29-Jährigen sozusagen Heimspiel, denn zu Hause ist er ein paar Kilometer weiter nördlich in Fischen-Berg.
Im Winter tingelt der Fischinger mit den Langläufern durch die Weltgeschichte. Seit der Saison 2009/10 ist er dabei, zunächst für den Deutschen Skiverband und nun im zweiten Jahr für das Swiss-Team. Neben Wachs und Bürsten, Bügeleisen und Abzieher bringt der ehemalige deutsche C-Kader-Athlet abseits der materiellen Ausrüstung jede Menge Erfahrungen mit. „Gespür für den Schnee solltest du haben und natürlich die Leidenschaft für diesen Sport“, beschreibt Keller die Fähigkeiten, die er als Techniker für seine Sportler beisteuern kann. Seit der letzten Saison arbeitet das einstige deutsche Skitalent in Diensten der Schweizer Langläufer. Zuvor war der 29-Jährige sechs Jahre lang im Technik-Lager des Deutschen Skiverbandes tätig.
Sehr viele eigene Erfahrungen bringt der Allgäuer in die Arbeit ein. Seit er laufen kann, läuft er auch auf zwei Brettern. Vater Franz, langjähriger nordischer Sportwart m Skiclub Fischen, hat ihm und seinen zwei Brüdern ganz früh die Begeisterung für diesen Sport vermittelt. Bis zum C-Kader hat er es gebracht, wurde mehrfach Deutscher Jugendmeister. „So genau weiß ich das nicht mehr“, meint er lapidar. Seine größten Erfolge feierte Keller, der für das Zoll-Skiteam unterwegs war, im Sprint.
Inzwischen also hat er die Seiten gewechselt, betreut intensiv die Schweizer Athletin Laurien van der Graaf (30) und Toni Livers (34). Wenn er aus dem Fenster seines Wachstrucks schaut, beobachtet er den nassen Schnee. „ Und morgen wird es regnen“, glaubt er. Das macht die Sache für ihn einfacher als wenn Schnee angekündigt wäre. „Da kann man eigentlich nichts falsch machen“, meint er. Mit Humor beschreibt er eine weitere Erfahrung seiner Jahre als Wachsexperte: „Wenn der Ski langsam ist, ist der Techniker schuld, wenn das Material schnell ist, ist der Athlet gut“.